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Teure Nachhaltigkeit für unbezahlbares Klima

Thomas Schüttken, Geschäftsführer Böcker Wohnimmobilien GmbH (Foto: Alois Müller)

Im Zuge der überfälligen Diskussion bezüglich Klimaschutz und CO²-Einsparung rückt das Thema Nachhaltigkeit auch in der Immobilienwirtschaft immer mehr in den Fokus. Dabei wird der Ruf lauter, nicht nur in den Neubau zu investieren, sondern auch Lösungen für bestehende Immobilien zu finden. Das Stichwort heißt: Redevelopment, womit die Umwandlung (alter) Büroimmobilien in Wohnimmobilien gemeint ist. Denn während eine Büroimmobilie oft schon nach 30 Jahren als „alt“ gilt, haben Einfamilienhäuser eine Nutzungsdauer von 80 bis100 Jahren. Die CO²-Einsparungen bei einer solchen Umnutzung im Bestand sind beträchtlich – vor allem auch aufgrund der Tatsache, dass zum Beispiel meist keine neue Tiefgarage gebaut werden muss. Auch die Abrissarbeiten, die Entsorgung, der Transport und der Anteil an Zement und Beton fallen deutlich geringer aus.

Sicherlich sind dafür umfangreiche Vorarbeiten notwendig, die insbesondere einen erfahrenen Projektentwickler und Architekten voraussetzen. Denn eine Bestandimmobilie im Vorhinein auf Herz und Nieren zu prüfen und die Kosten für eine Umnutzung zu kalkulieren, birgt viele Risiken.

Sollte die bestehende Konstruktion aus statischen Gründen keine Aufstockung zulassen, sind innovative Lösungen gefragt. Eine solche könnte die Rahmen-Holzbauweise sein, die für hochwertigen und Ressourcenschonenden Wohnraum im Penthouse sorgen kann.

Nachhaltigkeit in der Stadtplanung

Einzelmaßnahmen alleine reichen nicht aus, um Nachhaltigkeit zu erzielen. An dieser Stelle ist eine vorausschauende, innovative und vor allem mutige Stadtplanung gefragt. Denn langfristig müssen die Städte und Gemeinden das Thema proaktiv angehen und im Zusammenhang mit dem Klimawandel die Punkte Grünräume, Mobilität, Wasser und Siedlungsentwicklung in ihre Planungen als wichtigste Faktoren berücksichtigen. So wie es unsere österreichischen Nachbarn mit der Initiative KLIMA KONKRET bereits umsetzen. Dabei sind die wesentlichen Punkte:

1. Grünräume

Grünflächen binden CO², produzieren Sauerstoff, filtern Feinstaub, speichern Regenwasser bei Starkregenereignissen, reinigen Niederschlagswasser und erhöhen die Biodiversität. Außerdem reduzieren sie Umgebungslärm, verschaffen eine Nähe zur Natur, eignen sich als soziale Treffpunkte und haben zudem eine beruhigende Wirkung auf Mensch und Tier. Dabei können folgende Maßnahmen helfen:

  • Grünflächen mit einer Größe von ca. 1 ha haben eine deutlich messbare Kühlwirkung auf ganze Ortsteile.
  • Verbundene Grünflächen erlauben eine gesteigerte Luftzirkulation.
  • Straßenbäume reduzieren die Erhitzung des Asphalts im Sommer.
  • Dazu muss der Straßenraum neu geordnet werden, um Platz für Bäume und Radwege zu schaffen.
  • Begrünung von Gewerbe- und Industriegebieten. Insbesondere Fachmärkte und Einkaufszentren haben einen sehr hohen Versiegelungsgrad. Retentionsdächer speichern den Regen und kühlen das Gebäude auf natürliche Art und Weise.

2. Mobilität

Die aktuellen Verkehrsflächen sollten umverteilt werden und für alle Verkehrsteilnehmer attraktiv, vielfältig nutzbar und sicher gestaltet werden.

  • Um die Attraktivität des Gehens und Radfahrens zu erhöhen, sollte der Ausbau von innerstädtischen Geh- und Radwegen gefördert werden.
  • Eine Mobilitätsvielfalt führt dazu, dass immer mehr Wege mit alternativen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden. Dazu gehören die Elektromobilität, Leihsysteme, öffentliche Ladestationen und der Ausbau der vorhandenen Infrastruktur, auch der digitalen Infrastruktur.
  • Es gibt bereits zahlreiche Mobilitätsinitiativen wie die Mitfahrbank, Fahrgemeinschaften, Dorfbusprojekte mit Ehrenamtlern oder sichere Schulweg-Alternativen. Diese Initiativen müssen weiter unterstützt und gefördert werden.

3. Wasser

Zunehmende Starkregenereignisse und Unwetter belasten unsere Infrastrukturen und können ganze Ortschaften zerstören. Wasservorräte werden durch Hitze- und Trockenperioden bedroht. Aus diesem Grund ist ein intelligentes (Regen-)Wassermanagement für die zukünftige Stadt extrem wichtig.

  • Fließgewässer tragen positiv zum Mikroklima bei. Sie müssen neu geschaffen beziehungsweise teilweise nur renaturiert werden. Wasser bietet eine sehr hohe Aufenthaltsqualität und ist wichtig für die Biodiversität.
  • Bauen nach dem Schwammstadt-Prinzip: Durch dieses Prinzip, auch Stockholmer System genannt, wird es Bäumen ermöglicht, zu wachsen und vital zu bleiben. Dazu wird ein hohlraumreicher Untergrund benötigt, der den Wurzeln genügend Platz zum Wachsen gibt und als Wasserspeicher dienen kann. Somit wird zusätzlich einer Überlastung des Kanals vorgebeugt. Dazu bedarf es u.a. einer Neuordnung der unterirdischen Versorgungsleitungen in zentrale Kanäle.
  • Oberflächenversiegelung reduzieren hilft dabei, den Oberflächenabfluss zu verringern und somit den Boden zu beleben.
  • Dachbegrünungen dienen auch als Regenwasserspeicher und tragen positiv zu einem gesunden Raumklima ohne Klimaanlagen bei.
  • Werden neue Quartiere geplant, sollte Wasser nicht nur als gestaltendes Element, sondern auch als aktives Klima-Element mit einbezogen werden.

4. Siedlungsentwicklung

Es ist sinnvoll, bereits auf der örtlichen Planungsebene die Grundlagen für eine nachhaltige und klimagerechte Siedlungsentwicklung zu schaffen. Der Anteil an unversiegelten Flächen sowie ein hoher Frei- und Grünflächenanteil tragen positiv zu einem sparsamen Umgang mit der Ressource „Boden“ bei.

  • Geplante Kaltluftschneisen sorgen für eine gute Durchlüftung der Siedlungen und sollten frei von Bebauung gehalten werden.
  • Die Städte und Gemeinden sollten Klimaanalysen nutzen. Auf Grundlage von Geoinformationen und Simulationen bilden diese Modelle klimatische Mechanismen und Zusammenhänge ab. Eine Klimaanalyse stellt eine Abwägungsgrundlage zur Sicherung von Freiräumen, Erhalt von Kaltluftentstehungsgebieten und -leitbahnen sowie zur Priorisierung von Maßnahmenplanungen dar.
  • Bei Neubaumaßnahmen sollte Rücksicht auf Anordnung, Ausrichtung, Form und Höhe der Baukörper genommen werden. Gebäude sollten immer längst der Luftströme ausgerichtet werden, um die Kaltluftzirkulation nicht zu behindern.
  • Um neuen Wohnraum zu schaffen, muss nicht immer ein neues Grundstück versiegelt werden. Insbesondere in den Innenstädten ist oftmals eine Aufstockung oder ein Anbau möglich.
  • Durch die Beschattung von Bestandsgebäuden lässt sich eine Überhitzung im öffentlichen und privaten Raum vermeiden. Dazu gehört das Begrünen von Dächern und Fassaden sowie von Innenhöfen.

Auch wenn jede einzelne Maßnahme bereits einen Beitrag zum Schutz des Klimas leistet, wird nur die Summe der Maßnahmen wirklich wirkungsvoll sein. Nicht bezogen auf einen Ort, eine Stadt oder ein Land, sondern immer im weltweiten Zusammenhang. Es gilt, das globale Bewusstsein für diesen Sinneswandel zu schaffen.

Natürlich bedarf ein Großteil der genannten Maßnahmen viel Vorlauf, einer sehr genauen, interdisziplinären Planung und Umsetzung sowie jede Menge Kommunikationsarbeit zu Betroffenen, Anwohnern, Verkehrsteilnehmern oder Bürgern. Auch sind sehr hohe Investitionen erforderlich.

Doch tatsächlich kann eine Investition in die Zukunft des Klimas nie hoch genug sein, da es keine Alternative gibt. Wirklich keine. Den Preis, den wir zahlen werden, wenn wir diese Investition nicht machen, kann man nicht mehr beziffern. Wir sollten uns nur mit dem Anfangen beeilen, denn es gibt Stimmen, die befürchten, es sei bereits zu spät.

Kontakt:

Thomas Schüttken, Geschäftsführer Böcker Wohnimmobilien GmbH
Nordstraße 75, 40477 Düsseldorf
thomas.
immobilien-boecker.de

 

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