Franziska Bluhm, Digital- und Kommunikationsberaterin in Düsseldorf
Alltag in vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen: So wenige Bewerbungen gab es auf die Azubistelle noch nie. Seit Jahren sind die Zahlen rückläufig. Und nicht nur der Nachwuchs fehlt: Kaum ein Unternehmen, das derzeit nicht über viele unbesetzte Stellen verfügt. In Zeiten, in denen sich Arbeitnehmer*innen den Arbeitgeber mehr oder weniger aussuchen können, funktionieren die altbewährten Wege der Mitarbeitersuche nicht mehr.
Hinzu kommt: Nicht nur die Suche nach Beschäftigten ist für viele Unternehmen eine Herausforderung. Weil so viele Stellen unbesetzt bleiben, muss die bestehende Belegschaft vielerorts Mehrarbeit leisten, wodurch die Anfälligkeit für Arbeitsunfälle und psychische Erkrankungen wie Burnout steigen. Einige Unternehmen sind gar gezwungen, lukrative Aufträge abzulehnen. Das wirkt sich nicht nur auf die eigene Bilanz aus, sondern hat auch nachhaltige Auswirkungen auf die gesamtdeutsche Wirtschaft.
Doch was tun?
Kommunikationswege sind derzeit mehr denn je im Wandel. Die Pandemie hat viele Trends sogar noch verstärkt, allen voran die Notwendigkeit einer guten digitalen Kommunikation. Gemeint sind hier gut durchdachte Kommunikationswege ausgehend von der eigenen Webseite, die im Zusammenspiel mit Newsletter und E-Mailmarketing, sowie Social-Media-Präsenz auf die eigenen Ziele einzahlen.
Während Xing im deutschsprachigen Raum besonders beliebt ist – mehr als 20 Millionen Nutzer*innen verzeichnet die Plattform mittlerweile hier – hat sich auch LinkedIn hierzulande sehr etabliert. In einigen Punkten hat es dem deutschen Konkurrenten gar den Rang abgelaufen.
LinkedIn punktet mit vielen Vorteilen
Internationalität: Das amerikanische Netzwerk, das seit 2016 zu Microsoft gehört, punktet nicht nur mit inzwischen mehr als 17 Millionen deutschsprachigen Nutzer*innen, sondern weltweit mit rund 810 Millionen. Immer mehr Unternehmen nutzen soziale Netzwerke und vor allem LinkedIn, um ihre offenen Stellen zu besetzen.
Sichtbarkeit mit eigenen Inhalten: Mit der „Talent Solution“ verfügt LinkedIn über ein kostenpflichtiges Tool, das Unternehmen bei der Besetzung von Stellen unterstützt. Auch organisch lassen sich derzeit noch Reichweite und Sichtbarkeit aufbauen – in der eigenen Zielgruppe, aber auch in neuen Kreisen ist es möglich, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.
Menschen verbinden sich mit Menschen: Mit Hilfe von Corporate Influencer-Programmen, die man im besten Fall nicht nur auf LinkedIn beschränkt, lassen sich auch Netzwerkeffekte erzielen: Ob und wie sich die Beschäftigten über ihr Unternehmen extern äußern, hilft potenziellen Bewerber*innen: Welche Werte werden hier vertreten? Wie ist die Unternehmenskultur? Teilen die Mitarbeiter*innen ebenfalls offene Stellen? So kann jedes Profil von Mitarbeiter*innen einen Beitrag leisten, die Botschaften des Unternehmens in die Welt hinauszutragen.
Was Sie auf LinkedIn beachten sollten
Wer das eigene Unternehmen auf LinkedIn positionieren möchte, sollte auf ein paar Dinge achten. Fünf Tipps.
Tipp 1: Strategisch vorgehen
Definieren Sie das Warum und setzen sich möglichst konkrete Ziele. Für eine gelungene Strategie ist es zudem unabdingbar, sich ausführlich mit der eigenen Zielgruppe zu beschäftigen. Wie sieht deren Arbeitsalltag aus? Gibt es Muster in der Mediennutzung? Und vor allem: Was sind die Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe? Welche Form von Inhalten könnte diese Bedürfnisse befriedigen? Im besten Fall haben neue Kontakte, wenn diese auf Sie stoßen, gar keine andere Wahl, als Ihren Kanal zu abonnieren.
Nur wer genau hinhört, und den Mehrwert liefert, den die Zielgruppe auch wirklich schätzt, dem wird es gelingen, Botschaften zu platzieren und die eigenen Ziele zu erreichen.
Tipp 2: Auf den richtigen Mix setzen
Nie war es wichtiger, sich vollkommen auf die eigene Zielgruppe einzulassen – sie zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Botschaften auf dem richtigen Kanal zu erreichen. Denn eines ist klar: Darauf zu hoffen, dass der Kunde sich seine Informationen selbst zusammensucht, ist grundfalsch. Viel mehr ist eine möglichst individuelle, gar personalisierte Ansprache nötig.
Es genügt nicht, vor allem Link-Posts und Geschäftsführer-Statements zu veröffentlichen, sondern bedarf einem Medienmix aus Videos, Fotos, Carousel-Posts, Lives und Newslettern.
Tipp 3: Planung ist gut, Aktualität ist besser
Ist alles strategisch ausgearbeitet und definiert, setzen viele auf ausgefeilte Themenpläne – oftmals schon über Monate hinweg. Doch gerade Social Media lebt davon, dass sich Trends verselbständigen, Themen hochkochen, von denen man eigentlich gedacht hätte, dass sie den Zenit überschritten haben. Von solchen Debatten kann man, wenn man will und geschickt vorgeht, profitieren.
Flexibel Pläne auch anpassen zu können – das ist das wahre Geheimnis einer guten Content-Strategie.
Tipp 4: Kommunikation ist keine Einbahnstraße
Jedes Unternehmen sollte bedenken, dass Kommunikation immer ein Zusammenspiel aus Aktion und Reaktion ist. Die persönliche Ansprache und Einbindung der Zielgruppe ist entscheidend. Und wer Fragen stellt, muss damit rechnen, Antworten zu erhalten und sollte diese auch nicht unbeantwortet lassen. Und nicht nur das: Wer im Digitalen kommuniziert, muss damit rechnen, angesprochen zu werden.
Erstens gehört ein guter Ton dazu, wenn man das Bild eines Unternehmens im Digitalen zeichnen will. Zweitens erreichen die Beiträge eine hohe Reichweite, die in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Interaktionen erzielt haben – in Form von Verweildauer und Interaktionen wie Likes, Kommentaren oder Shares. Eine gute Art zu kommunizieren, ist nicht nur optimal für Unternehmenskultur und die Bindung von Mitarbeiter*innen. Sie kann auch dabei helfen, perfekte Kandidat*innen für die offenen Stellen zu finden.
Tipp 5: Nicht auf das Wo, sondern auf das Wie kommt es an.
Nun sind Sie am Ende dieses Textes angelangt und ich möchte Ihnen noch einmal ans Herz legen, dass Sie jetzt auf gar keinen Fall nur aus diesem Grund LinkedIn in ihre Kommunikationsstrategie integrieren. Viel wichtiger ist, dass Sie sich bewusst machen, was Sie und wen Sie erreichen wollen.
Soll es nämlich darum gehen, vor allem potenzielle Auszubildende anzusprechen, dann könnte es erfolgversprechender sein, es auf Tiktok oder Instagram zu probieren. Aber Achtung: Erstens ticken die Netzwerke alle unterschiedlich – Visualität und besonderes Storytelling spielen dort noch einmal eine ganz andere Rolle.
Zu dem Wie gehört aber auch der passende Sprach- und Bildcode, die Art, welche und wie Geschichten erzählt werden, sowie der generelle Umgang mit der Community.
Fazit: Gerade in Zeiten knapper Ressourcen ist eine gut durchdachte und effiziente digitale Kommunikation unabdingbar. Um neue Mitarbeiter*innen zu finden, kann es sich für viele Unternehmen auszahlen, LinkedIn in der Employer-Branding-Strategie als relevanten Kanal zu berücksichtigen.
Kontakt:
Franziska Bluhm Digital- und Kommunikationsberatung
Martinstraße 20
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